Das Heimathaus

Das Heimathaus ist ein Weseker Bauernhaus aus dem Jahre 1748. Nach dem Abbruch im Jahre 1976 wurde es bis 1978 im Quellengrundpark originalgetreu wieder aufgebaut.
Es dient dem Heimatverein als Versammlungsraum. Weiterhin sind hier zahlreiche Ausstellungsstücke untergebracht: Haushaltsgegenstände aus früheren Zeiten, Werkzeuge zur Flachsbearbeitung oder aus der Milchwirtschaft, die bei den Bewohnern im hiesigen Raum früher eine große Rolle spielten.

Besichtigt werden kann das Heimathaus sonntags von 10 bis 12.30 Uhr sowie nach telefonischer Anmeldung.
Weiterhin können die Räumlichkeiten für private Feiern bis zu 50 Personen angemietet werden.

Die Entstehungsgeschichte des Heimathauses

Errichtung des Heimathauses (Fotos dazu im Video „Heimathaus“)

Der damalige Vorsitzende des Heimatvereins, Johannes Beekmanns, schrieb im Heimatblatt Nr. 3 im August 1977: “Wir planen im Augenblick die Einrichtung einer Heimatstube.“
Am 18.7.1977 kam in einem Thekengespräch bei Enning von unseren Heimatfreunden Bernhard Langela und Franz Haane der „heiße“ Tipp, dass die alte Fachwerkscheune auf der Hofstelle Meis im Kirchspiel 83 einem Neubau weichen muss.
Nach einigen Vorgesprächen wurde bereits am 21.7. 1977 vom Weseker Heimatverein ein Antrag an die Stadt Borken auf Erwerb dieses Fachwerkhauses gestellt.
Danach ging es Schlag auf Schlag.
Am 28.7.77 stand eine Ortsbesichtigung an und nach überzeugenden fachlichen Erläuterungen durch den Schreinermeister Heinrich Niehaus, den man als Fachmann neben Maurermeister Albert Wendholt hinzugezogen hatte, wurde ein erster Kostenplan aufgestellt.
Am 22.9.77 fand an Ort und Stelle eine Begutachtung durch den Landeskonservator Prof. Dr. Ellger statt, der das Objekt als förderungswürdig einstufte und einen für solche Zwecke sehr hohen Betrag von 15.000 DM zur Verfügung stellte, was die Stadt Borken veranlasste, ebenfalls einen Erstbetrag von 15.000 DM für Materialkosten zu bewilligen.
Mit dem Liegenschaftsamt wurde am 5. Oktober 1977 ein Kaufvertrag abgeschlossen und dieses Fachwerkhaus einschließlich 1 Webstuhl, 1 Futtertrog (Sandstein), 1 Spindel, 1 Brachpflug mit Untergestell, 2 Kornsicheln, 1 Tragsattel, 1 Egge, 2 Wagenschlegel, 1 Wagenrad und div. Eichenbretter für 3.000 DM erworben, die in der Erstbewilligung lagen.
Der Heimatverein verpflichtete sich hierbei, die Abbruch- und Aufbauarbeiten in Eigenleistung zu erbringen. Das bedeutete für die, die durch „ihrer Hände Fleiß“ (dort liegt meistens die positive Leistung) mitwirkten, einen völlig unentgeltlichen Einsatz zum Wohle der Allgemeinheit, und das ausschließlich in den Abendstunden.
Inzwischen waren der Bauplan genehmigt und das stadteigene Grundstück in der Hans-Sachs-Straße zur Verfügung gestellt.
Nachträglich wurden weitere 16.000 DM bewilligt, so dass die Gesamtfinanzierung eventuell 46.000 DM betragen würde, eine Summe, die angesichts des geschaffenen Nutzwertes ganz sicher vertretbar war.
Danach hat die Arbeitsgruppe des Heimatvereins unter der Leitung der Heimatfreunde Bernhard Langela und Josef Schmidt die Initiative ergriffen und was sie in über 1500 unentgeltlichen Arbeitsstunden mit ihrer Gruppe geleistet haben, ist seit 1978 sichtbar. Mit welcher Begeisterung hier organisiert, improvisiert und fachlich praktiziert wurde, kann nur Vorbild sein für manche „Bürgerinitiativen“, die nicht immer frei sind von Eigennutz und persönlicher Profilierungssucht.
Bei der Realisierung des Weseker Heimathauses kamen hohes fachliches Können und manche Begabung und Durchhaltevermögen zum Vorschein, was begeistern musste.
Wir wünschen uns, dass die Aussage von Schreinermeister Heinrich Niehaus, die er bei der angesprochenen Ortsbesichtigung äußerte, Wirklichkeit wird:

“Dat Geboude steht all 200 Jaohr oun datt steht noch wall 200 Joahr!“

Für die Nachwelt sei der Hinweis erlaubt, dass im Heimathaus (rechts neben der Tür) die Urkunde zur Einweihung und auf weiteren Blättern 875 Eintragungen mit Namen als „Grüsse an die Nachwelt“ eingemauert sind. Duplikate hiervon befinden sich in den Akten des Vereins. Die Urkunde wurde vom Heimatfreund Josef Homann in Frakturschrift handgeschrieben.

In der geschichtlichen Betrachtung des Fachwerkbaues ist festzuhalten, dass diese Baustruktur ihre Anfänge in der Jungsteinzeit hatte. Damals war man in Mitteleuropa zum Ackerbau als dominierende Lebensgrundlage und damit zu einer sesshaften Lebensweise übergegangen.
Begnügte sich der Mensch zunächst mit einem Unterschlupf aus Fachwerk und Fellen, so zwangen ihn die Witterung und auch der Beginn der Viehhaltung zu einer größeren und festeren Wohnstätte, welche dann in ganz anderer Weise als heute Lebensraum im echten Sinne war.

Menschen und Tiere waren unter einem Dach vereint mit der notwendigen Vorratshaltung an Futter und den Arbeitsgeräten, um die Viehhaltung zu betreiben und das erzielte Essbare entsprechend zu verwerten. Hierdurch erreichte man auch eine gewisse gegenseitige Erwärmung, denn offene Brennstellen waren angesichts dieser Hausung zu gefährlich. Diese Wohnart hatte sich bis vor wenigen Generationen erhalten. Erst dann kam die stärkere Trennung von Wohnung und Stallung. Auch präsentierte sich der Fachwerkbau ursprünglich in einer schlichten Form. Die Ausschmückungen und Verzierungen kamen erst später auf. Holz nun bot sich zur Verwendung im Fachwerkbau in unseren Breiten als selbstverständlich an, denn die Natur produzierte diesen Werkstoff ohne Zutun des Menschen in ausreichendem Maße. Dazu kam die leichte Bearbeitungsmöglichkeit unter den damaligen Umständen. Als Fachwerkkonstruktion entwickelte sich mit der Zeit a) der Pfostenbau mit in die Erde eingetieften Säulen, b) der Ständerbau, wobei die Säulen nicht mehr in den Boden eingelassen wurden, und c) der Schwellenbau, wobei sämtliche stehende Hölzer auf einem Balkenkreuz ruhten.
Das Weseker Heimathaus ist ein Ständerhaus und wurde ursprünglich in der beschriebenen Form genutzt, mit beiderseitigen Toren für die Längsdurchfahrt der Erntewagen. Links und rechts davon befinden sich die Abseiten (Affsieden) für Viehhaltung und vorne links und hinten rechts in diesen Abseiten sind Räume abgetrennt, die offensichtlich als Wohn- und Schlafräume benutzt worden sind. Die Wände sind mit Kalk verputzt, der wiederum gekälkt ist. Der Weißkalk wurde damals mit Wasser oder besser noch mit Molke oder Magermilch angerührt; der Anstrich war so durch diese Kaseinzugabe etwas wischfester. Im linken Wohnraum war noch ein Schiebefenster in der Größe von 40×60 cm mit damals typischer, einfacher Innenverriegelung eingebaut. Das Fachwerkgebäude wurde in den letzten 100 Jahren als Scheune genutzt, war ursprünglich jedoch ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Das Innengebälk ist beim Transport vom Standort Meis zum jetzigen Standort nicht auseinander montiert worden, ist also in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben.
Es ist eine zimmermannsmäßige Konstruktion, bestehend aus vier Gebinden aus schweren Eichenbalken mit Satteldach. Die „Affsieden“ sind in Verlängerung des Hauptdaches als Schleppdach ausgebildet und beinhalten im oberen Teil die beiden Hillen.
Die Pfosten der Konstruktion und des ganzen Fachwerkes stehen jetzt auf Sandsteinblöcken. Beide Giebel sind oberhalb der Decke mit senkrechter Verschalung aus Eichenbrettern. Die Dacheindeckung ist mit dunklen gebrannten Hohlziegeln vorgenommen, die von der Kapelle Pröbsting in Hoxfeld übernommen wurden und auch wieder mit Docken unterlegt sind.
Übrigens: die bläuliche Ziegelfarbe erhalten Dachziegel, wenn sie mit Erlenholz gebrannt werden.
Für die Ausfachung der Außenwände wurden teilweise die alten Steine wieder verwendet, diese sind in der Vorderfront verarbeitet worden. Teilweise wurden neue Feldbrandsteine von einer Emmericher Ziegelei bezogen, die solche Steine noch in der alten Herstellung fertigt. Die Ausfachung mit Schränkschicht wurde von der alten Bauweise übernommen.
Das Herdfeuer ist eine Ergänzung und wurde vom Bauern Oldenkott zur Verfügung gestellt und rechtsseitig durch eine Holzkammer verlängert. Die Schürze oberhalb des Herdfeuers, der „Bosen“ (Rauchfang), war ursprünglich nicht ausgemauert. Früher wurden die Wände mit Reisig zwischen die tragenden Balken gewunden. Der Verputz mit Lehm diente der Erzielung eines höheren Brandschutzes und der Abwehr von Insekten. Diese historische Technik wurde hier ebenfalls angewandt.
Zur Erhöhung der Festigkeit und der Lebensdauer wurde dem Lehmmörtel Heu beigemischt. Diese Beimischung wurde hier nicht übernommen, sie soll nur erwähnt werden.
Das Gebäude ist aus dem Jahre 1748.

Bewegte Bilder vom Wiederaufbau des Heimathauses

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